Die deutsche Orthographie

 

2004

 

Orthographie -  15 Jh., „Rechtschreibung“; Entlehnung aus dem Lateinischen, diese aus dem Altgriechischen orthographía /im Titel einer Schrift des Grammatikers Herodian/. Nominalableitung zu gr. ortho gráphos richtig schreibend oder normierte Festlegung der Schreibung von Wörtern.

 

 

 

 

1. Erklärung des Begriffs „Deutsch“

 

(althochdeutsch: diutisk, mittelhochdeutsch: tiu[t]sch, lateinisch: lingua theodisca)

vermutlich abgeleitet von "theoda" = Volk; ursprünglich Bezeichnung für die (germanische) Sprache des Volkes, im Gegensatz zum Latein als Kirchensprache und "walhisk", Welsch, den romanischen Sprachen; erst seit dem 9. Jh. zur Bezeichung der diese Sprache sprechenden Menschen ("theodisci") angewandt (die in den Quellen des frühen Mittelalters als "barbari" bezeichnet oder nach den Stämmen, z.B. Franci, genannt wurden); seit dem 10. Jh. für Franken, Sachsen, Bayern, Alemannen, Thüringer, Friesen des Ostfränkischen Reiches gebraucht; bis ins 19. Jh. in der Schreibweise "teutsch" verwendet, da fälschlich von "teutonici" (von Livius übernommener, seit Otto dem Großen im Mittelalter gebräuchlicher Name der Deutschen) abgeleitet.

 

 

2. Übersicht über die Geschichte der deutschen Rechtschreibung

 

2.1. Zusammenfassung

 

In Deutschland war die Rechtschreibung bis in die zweite Hälfte des 19. Jh.s fast gänzlich ohne nähere Festschreibung und amtliche Regelung entstanden. Eine erste Systematisierung nahm im 18. Jh. J.C. Gottsched mit seiner "Grundlegung einer Deutschen Sprachkunst" vor. 1871 nahm man die Reichsgründung als Anlass, die deutsche Rechtschreibung behördlich für die Länder zu regeln, jedoch ohne Erfolg.

Zu Beginn des 20. Jh.s wurde auf der Grundlage von K. Dudens Wörterbuch die Rechtschreibung einheitlich festgelegt. Immer wieder wurden seitdem Reformversuche unternommen. 1994 wurde auf einer Konferenz von den deutschsprachigen Ländern eine Reform zur Vereinfachung und Vereinheitlichung der Rechtschreibregeln eingeleitet, die bis heute auf heftige Kritik stößt. Die staatlichen Stellen, die ständige Konferenz der Kultusminister und die Ministerpräsidenten der Länder stimmten den Reformvorschlägen zu. Am 1. August 1998 wurde die Reform eingeführt; bis zum Jahr 2005 gilt eine übergangsregelung.

 

2.2. Geschichtlicher Überblick

Eine Rechtschreibreform setzt voraus, dass es eine Instanz gibt, deren Beschlüsse so weitgehend respektiert werden, dass sich die Reform über kurz oder lang im betroffenen Sprachraum durchsetzt. Anders als in Frankreich (Académie française) gibt es in Deutschland keine aus Tradition zur Regelung berufene Instanz. Bis weit ins 19. Jahrhundert verhinderte die Kleinstaaterei eine deutschlandweit verbindliche Rechtschreibung.

Versuche zu einer Normierung des Deutschen gibt es, seitdem es gesprochen wird. Im Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen schrieb man so, wie man sprach. Manchmal machten einzelne Autoren selbst aufgestellte Regeln – private Orthographie.

Im 1617 wird „Fruchtbringende Gesellschaft“ /oder noch „Palmenorden“ genannt/ gegründet. Sie strebten danach, das Deutsche als eine Literatursprache zu fördern und es von ausländischen Einflüssen zu reinigen, was man heutzutage Sprachpurismus nennt. Die Vertreter versuchten immer öfter deutsche Wörter statt Fremdwörter zu verwenden /Fernglas und nicht Teleskop, Anschrift statt Adresse /

Eine weitere Richtung versuchte die Sprache der ostmitteldeutschen höheren Stände durchzusetzen. Wichtige Vertreter sind Christian Gueintz und Phillip von Zesen. Sie stellte als allgemeine Kriterien die Etymologie, die Aussprache und den Usus heraus.

Später werden diese Kriterien: Aussprache, Abstammung, Analogie und Schreibgebrauch. /“Anweisung zur Teutschen Orthographie“, Hieronymus Freyer/

Johann Christoph Gottsched – „Grundlegung einer deutschen Sprachkunst“ – Feststellung der Literatursprache auf den Sprachgebrauch in Obersachsen.

Johann Christoph Adelung - Grundgesetz der deutschen Orthographie: 

„Schreib das Deutsche und was als Deutsch betrachtet wird, mit den eingeführten Schriftzeichen, so wie du sprichst, der allgemeinen, besten Aussprache gemäß, mit Beobachtung der erweislichen nächsten Abstammung und, wo diese aufhöret, des allgemeinen Gebrauchs.“

Jacob und Wilhelm Grimm, die seit dem frühen 19. Jahrhundert vergleichende Sprachforschung betrieben und seit etwa 1850 das Deutsche Wörterbuch ausarbeiteten, hielten sich zwar in diesem Wörterbuch weitgehend an den gängigen Schreibgebrauch, legten jedoch im Vorwort des Werks ihre Auffassung über eine reformierte Orthographie dar.

Dazu kommt eine andere Entwicklung: seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in den deutschen Einzelstaaten die Schreibung per Gesetz so weit vereinheitlicht, dass jeweils innerhalb einer Schule dieselbe Norm gelte. Mit der Reichsgründung (1871) kamen neue Impulse in diese Richtung, 1876 fand eine erste Konferenz statt, die eine einheitliche Regelung erarbeitete. Die wenigen Regelungen (Einschränkung von th und -ieren statt -ireri) wurden 1879 (Bayern, Österreich) bzw. 1880 (Preußen) amtlich. Eine allgemeingültige Regelung für den gesamten deutschen Sprachraum (also auch die Schweiz) trat erst im Jahre 1902 in Kraft. Es handelte sich hierbei um die Regelungen, die von Konrad Duden zunächst nach den Ergebnissen von 1880 und dann nach denen der Berliner Konferenz von 1901 erarbeitet wurden.                                   

 Der größte Schritt zu einer Vereinheitlichung wurde nicht von Regierungen und nicht von Akademien geleistet, sondern von Konrad Duden, der mit seinem Wörterbuch eine Synthese unter anderem aus den einzelstaatlichen (insbesondere preußischen, österreichischen und bayerischen) Schulvorschriften vorlegte. Erst dreißig Jahre nach der deutschen Reichsgründung von 1871 kam es zu der Rechtschreibreform von 1901, in der insbesondere das th in Wörtern deutschen Ursprungs (wie thun, Heimath, Athem; nur am Thron wurde nicht gerüttelt) abgeschafft wurde.

Weitgehend unbekannt blieb, dass im Dritten Reich eine Rechtschreibreform beschlossen wurde (Reform der deutschen Rechtschreibung von 1944). Neue Regeln lagen 1944 gedruckt in 1 Million Exemplaren vor, wurden aber nicht mehr umgesetzt.

Die deutsche Teilung zwischen 1945/49 und 1989/90 blockierte jede gemeinsame Initiative zu einer neuerlichen, einheitlichen Rechtschreibreform. Im Jahr 1954 scheiterte ein Reformversuch. Bald nach der deutschen Wiedervereinigung kam es dann zu der Rechtschreibreform von 1996, die Gegenstand mehrerer ausführlicher Wikipädie-Artikel ist: Inhalt, Zustandekommen und Umsetzung, Kritik und Apologetik.

Faktisch entwickelte sich die deutsche Einheitschreibung dann aus den Rechtschreibregeln, die der Germanist Wilmanns für die preußischen Schulen entwickelt hatte und die Konrad Duden seinem "Vollständigen Orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache" zugrunde legte. Der "Duden" verbreitete sich rasch über Preußen hinaus; schon 1894 wurde er in der Schweiz offiziell eingeführt.

Die II. Orthographische Konferenz, abgehalten 1901 in Berlin, beschloß eine Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung (Orthographie) auf der Basis des preußischen Schulregelwerks und des Wörterbuchs von Konrad Duden. Von einer Rechtschreibreform kann man dabei insofern reden, als bestimmte systematische Neuregelungen vereinbart wurden. Im Laufe des Jahres 1902 wurden die Ergebnisse der Berliner Konferenz durch die Regierungen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz in amtliche Regelungen umgesetzt.

In heimischen Wörtern sollte das h nach t grundsätzlich fallen (Tal, Tür  statt Thal, Thür). Fremdwörter sollten konsequenter in das deutsche Schriftsystem integriert werden, was vor allem zur weitgehenden Ersetzung von c durch k oder z führte, je nach Aussprache und unter Beibehaltung von Schreibvarianten. Außerdem wurden einige Einzelwortschreibungen verändert (z.B. Literatur statt Litteratur). In manchen Fällen wurden Doppelschreibungen zugelassen (z.B. Brennnessel und Brennessel, morgens und Morgens). Zur Silbentrennung wurde festgelegt, daß pf und dt, nicht aber st getrennt werden dürfen. Zur Getrennt- und Zusammenschreibung und zur Interpunktion wurden keine Regeln formuliert.

Die Reform der deutschen Rechtschreibung von 1944 ist weitgehend unbekannt geblieben. Gegner der Rechtschreibreform von 1996 wiesen darauf hin, dass zwischen der Rechtschreibreform von 1944 und der von 1996 eine sachliche und personelle Kontinuität bestehe. Jedoch wird nicht klar, was daran ein Argument für oder wider die neuere Reform ist. 1988 wurde ein Konzept für eine Reform der Rechtschreibung vorgelegt und in veränderter Fassung auch in allen deutschsprachigen Ländern angenommen (1994/1995). Viele gute Ansätze, uneinheitliche Regelungen des Duden zu vereinheitlichen und die Zeichensetzung und Schreibung zu vereinfachen, sind durch die beschließenden Organe wieder verworfen worden. Zudem ist bewusst behutsam vorgegangen worden, um Rücksicht aufschreibende und Schreibkultur zu nehmen und um die Lesbarkeit der bisherigen Orthographie nicht zu gefährden.

3. Prinzipien der Rechtschreibung

Sie regeln systematisch die Rechtschreibung und laufen sich teilweise zuwider.

3.1 historisches /oder noch etymologisches/  Prinzip

 

Das historische Prinzip orientiert sich daran, wie das einzelne Wort bisher geschrieben wurde, also im Wesentlichen am bereits bestehenden Schreibgebrauch. Ein gutes Beispiel hierfür ist auch das Französische, das eine sehr konservative Orthographie hat. Das deutsche <Eltern> ist ein Beispiel, das zugleich im Widerspruch zum folgenden Prinzip steht.

 

3.2 etymologisch - morphologisches Prinzip

Das etymologisch-morphologische Prinzip fordert die Gleichschreibung etymologisch zusammengehörender Wörter oder Wortteile, z.B. flektierte Formen, Ableitungen. Es wird in der deutschen Orthographie teilweise angewandt, z.B. bei der Auslautverhärtung, die nicht schriftlich wiedergegeben wird, um /hunt/ <Hund> und /hundes/ <Hundes> sofort als zusammengehörig zu kennzeichnen. Es wird jedoch nicht konsequent durchgehalten, z.B. <Eltern> vs. <älter>, und in anderen Fällen fälschlich angewandt, z.B. beim Reformvorschlag <belämmert> (statt bisher <belemmert>) zu <Lamm>, obwohl kein etymologischer Zusammenhang besteht.

3.3 phonologisches oder phonetisches Prinzip

 

Das phonologische Prinzip fordert eine eindeutige Zuordnung von Phonem und Graphem im Verhältnis 1:1. Allophone sollen dabei dasselbe Graphem haben, z.B. /R/ und /r/ beide <r>. Dieses Prinzip ist in der deutschen Orthographie nicht ohne aufwendige Umgestaltung durchführbar.

Problematisch wären im Deutschen die Buchstabenkombinationen <sch>, <ch> oder <h> und <e> als Längenkennzeichen, und umgekehrt <x>, das für die Lautfolge [ks] steht. Die Vokalquantität ist bedeutungsdifferenzierend, wird aber nicht einheitlich (wenn überhaupt) graphisch repräsentiert.

In einigen Sprachen wird nach diesem Prinzip geschrieben, beispielsweise Türkisch (seit 1928) und Kroatisch.

Dieses Schreibprinzip birgt noch ein weiteres Problem: auf lange Sicht wird sich das Phoneminventar des Deutschen (wie das jeder anderen Sprache auch) verändern. Dann wäre eine Schreibreform durchzuführen, oder das Prinzip wäre zerstört.

 

3.4 logisches oder semantisches Prinzip

 

Das logische Prinzip ist eine Zusammenfassung von etymologischem und phonologischem Prinzip mit der Erweiterung, dass es Abwandlungen bzw. Abweichungen vorsieht, um Homonymenkonflikte zu vermeiden: <Lerche> vs. <Lärche>, <Weise> vs. <Waise>, <gebe> vs. <gäbe>. Auch dieses Prinzip ist in der deutschen Rechtschreibung nicht konsequent durchgesetzt, z.B. <vertiert> Ifertiertl 'zum Tier geworden vs. /vertiert/ 'gewendet'.

 

Die deutsche Sprache basiert gründlich auf einem morphologisch-phonologischen Prinzip.

 

4. Kurze Übersicht über die bulgarische Orthographie

 

1899  - orthographische Reform von Drinov/Iwantschev. In Kraft bis 1921. Grosses Zerwürfnis und gerechte Kritik von B. Zonev, Dr. Kr.  Krástev /        und          statt ÿ è íåÿ /, P.P. Slawejkov, dieser Kritik folgen später P. Jaworov und P. Todorov – eine Rechtschreibung, der sich besonders die Schüler sehr schwer angewöhnen. 

 

1921 – Rechtschreibungsreform von St. Omartschewski – Bildungsminister in der Regierung von Al. Stambolijski. Die Reform strebt eine Vereinfachung und eine Demokratisierung der Sprache an und wird nach den Hinweisen und Empfehlungen von A.T. Balan und B. Zonev verwirklicht. „Anweisung in die Orthographie der bulgarischen Literatursprache“, 22.07.1921

 

**(- èçõâúðëÿíå íà ú è ü â êðàåñëîâèå

- íàâñÿêúäå â äóìàòà âìåñòî ú – ãîëÿìà íîñîâêà*  / ò* ìåí,  ã* ë *á, ïð* ñòåí

- èçõâúðëÿíå íà  ÿò   -  ÿ èëè å

- ìåêîñò íà ñúãëàñíàòà ïðåä î ñå èçðàçÿâà ñ é – àêòéîð, Êîëéî

- ïèñàíå íà ÿ âì. ü â ÷ëåíóâàíè ôîðìè ó÷èòåëÿò, äåíÿò âì. ó÷èòåëüòú, äåíüòú

- óïîòðåáà íà ïúëåí è êðàòúê ÷ëåí ïðè èìåíà îò ì.ð.

Ïúëåí ÷ëåí – àêî ñëåäâàùàòà äóìà çàïî÷âà ñ ãëàñíà: Ëîâåö* ò  óáè ñúðíàòà.

Êðàòúê ÷ëåí – àêî ñëåäâàùàòà äóìà çàïî÷âà ñúñ ñúãëàñíà: Ëîâåöà çàñòðåëÿ ñúðíàòà.

- ïðàâèëà çà ãëàâíè áóêâè è ïðåíàñÿíå)**

 

1924Projekt  der historisch-philologischen Filiale der BWA, einige Veränderungen, Ergänzung und Teilveränderung der Omartschewski-Reform

 

1928„Einführung in die bulgarische Orthographie“, Al. Zankov – stellt die orthographische Reform von Drinov/Iwantschev wieder her. Missbilligung unter den Wissenschaftlern.

 

- Schreibreform von 1945 – vollständige Beseitigung von   , ú  und  ü  im Auslaut , dem Buchstaben   , Varianten –èé bei den Adjektiven; Allgemeine Regeln für Anwendung von Interpunktionszeichen; stärkerer Einfluss der gesprochenen auf die geschriebene Sprache, phonetische Schreibung teilweise, umgangssprachliche Formen

 

Nach 1945 gibt es zahlreiche Veränderungen in verschiedenen Elementen der bulgarischen Orthographie.

 

Die bulgarische Sprache, wie auch die deutsche, basiert gründlich auf einem morphologisch-phonologischen Prinzip.

 

 

 

4. Die kulturellen Beziehungen Bulgariens zu den deutschsprachigen Ländern und die Aufnahme deutscher Lehnwörter in die bulgarische Sprache

 

 


Anfang - Mitte des 18.Jh bis 70er J. des 19.Jh: Kulturelle Beziehungen in der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt

1878 - 30/40er J, des 2O.Jh:     Erlangung der Unabhängigkeit Bulgariens

9. Jh. -Beziehungen zw. Zar Boris I. und Ludwig d. Deutschen

-Mission der Slawenapostel, Verbreitung innerhalb deutschsprachiger Völker in Mähren -deutsche Lehnwörter aus gemeinslawischer/ alt-bulgarischer Zeit

(Schwefel - zupel, König - kral, Kreuz - krast, Lauge - luga, Pflug - plug)

Anfang 13.Jh - dt. Bergleute aus Sachsen und Franken wollen alte röm. Lagerstätten ausbeuten

bis 1878 -blieben diese Bergkolonie bestehen: Bausohle - buzolija, Treibtau - dritava,

Leichtloch - letloch, Liegendes - ligunat, Treiber - trajbar

1396 -Bruch wegen der Unterwerfung Bulgariens durch das Osmanische Reich

- kulturelle Mittelpunkte: Klöster;Russland, Rumänien, Serbien, deutschsprachige Gebiete

2.Hälfte d. 18.Jh -Interesse für Geschichte und Geografie südost-europäischer Völker

1761 - Franziskaner Blasius Kleiner schrieb bulgarische Geschichte

- Joh. Gottfried Herder: "Ideen zur Philo und Geschichte der Menschheit":

Ursprünge der Bulgaren und ihre Christianisierung

Anfangsperiode Wiedergeburt: -fest nur Klosterschulen, bald viele ausländische Schulen

Zeit der Wiedergeburt: -Ausbildung junger Bulgaren an Schulen, Uni und anderen

Lehranstalten in deutsch-sprachigen Ländern

1835 - 1. weltliche Schule in Gabrovo; Mangel an ausgebildeten Lehrkräften und pädagogischer

Literatur

-Gründung deutscher Schulen in Bulgarien -Übersetzung schöner und wissen-schaftlicher Literatur

im 18.Jh -erste wirtschaft. Kontakte (Leipziger Messe)

-Bulgaren tätigen Handel zwischen Europa und dem Osmanischen Reich

- Donau; natürl. Verbindung Vidin, Svistov, Ruse (österr. Konsulat) -Buchdruckereien und -verlage auch in deutsch-sprachigen Ländern

1852 -Gebr. Anton und Dragan Cankov geben in Wien bulgarischeGrammatik heraus

(2750 bulgarische Einträge und d. Entsprechungen)

30/40er J. 19.Jh –Rückbesinnung auf slaw. / russ. Verwandtschaft

-Vermittlersprachen: russisch, serbisch, kroatisch, tschechisch; rumänisch, z.B.: Kartoffel;

Kellner

1853-1856 -Krimkrieg

-Eisenbahnstreckenbau in bulgarischen Gebieten des Osmanischen Reichs

1862 - Handelsvertrag zw. dem Osmanischen Reich und Preußen

70erJ.19.Jh - deutsche Firmen, Niederlassungen in bulgarischen Städten

-Ingenieure, Techniker, Hilfspersonal beim Eisen-bahnlinienbau

 nach dem Krimkrieg - weiterhin großes Interesse am Auslandsstudium

-Klassik-Übersetzungen: Lessing, Goethe, Schiller

-pädagogisch, naturwissen-schaftliche Abhandlungen, Informationen über d. Bildungssystem, Unterrichtsmethoden, Hochschulen, Periodika, Bibliotheken, kulturelle Ereignisse in bulgarischen Zeitschriften (Ljuboslovie, Balgarski knizici, Makedonija, Svoboda) -Verstärkung des franz. und dt. Unterrichts

1878 Befreiung Bulgariens von der osmanischen Herrschaft

-ein Jahr später Wahl des d. Prinzen Alexander von Battenberg zum Fürsten

1886  - nach seiner Abdankung Ferdinand von Sachsen, Coburg und Gotha


 

 

                                       *****************

 


in 80er J. 19.Jh -fehlen Begriffe aus den Bereichen: Verwaltung, Militär, Wirtschaft, Kultur

-direkte Entlehnung deutscher Wörter

1908 - Ferdinand von Sachsen, Coburg und Gotha wird zum König gekrönt

1912-13; 1913 -zwei Balkankriege

ab Okt. 1915 -Teilnahme als Verbündeter Deutschlands am Ersten WK

-deutsch-bulgarische Kulturvereinsgründungen                              

1841/42 -dt. Kolonisten-familien kommen aus Süd-bessarabien, Cherson a.d. Dnepar

1893 -Siedler aus Banat und Bessarabien; deutsche Flüchtlinge aus Rumänien; nach Befreiung

1878 auch als Geschäfts-leute, Handwerker am fürstlichen Hof

nach 1945 -weitere Kontakte in Wirtschaft, Kultur, Bildung, Kunst, Ausbau der

Handels- und Wirtschafts-beziehungen, kultureller Austausch zwischen

Studierenden, Wissenschaftlern, Künstlern, Übersetzungen deutschsprachiger

Literatur, neue zweisprachige Wörterbücher

- der größte Teil deutschen Wortgutes nach 1878 ins bulgarische

- dt. Lehnwörter gelangen in Anfangsjahrzehnten 2O.Jh. und in 30/40er Jahren und nach 1945 auf direktem

Wege ins Bulgarische

Quellen: Sprache der Presse, verschiedene Fachsprachen

- zahlreiche Wörter beginnen mit i und st (von 79 mit st 39Direktentlehn.)

- einige erst seit etwa 30 Jahren (chandbal), seit 20 Jahren (federbal) oder 10 Jahren (roipaleta, strichkod) im Bulgarischen


 

5. Deutsch-bulgarische Sprachbeziehungen mit Akzent auf die Orthographie

/Schwerpunkt auf die Lehnprozesse/

 

5.1. Die Phonologie und Graphik der deutschen Lehnwörter im Bulgarischen

 

Bei der Aufnahme von fremdsprachlichen Wörtern in die bulgarische Sprache ist das Prinzip der Substitution der für das bulgarische Lautsystem unbekannten Phoneme ausschlaggebend.

Im Vergleich zu den deutschen Vokalphonemen sind die Merkmale gespannt/ungespannt für die bulgarischen Vokalphoneme nicht relevant, weshalb die langen deutschen Vokale vereinfacht, d. h. durch die entsprechenden bulgarischen Vokal­phoneme, die als kurz und relativ offen zu charakterisieren sind, substituiert wer­den. Versuche, die ursprüngliche Vokallänge in den deutschen Lehnwörtern durch besondere graphische Wiedergabe im Bulgarischen zu erhalten oder zu kennzeich­nen, bleiben die Ausnahme.

Das Merkmal bemol/nicht bemol bzw. labial/nicht labial ist - anders als bei den deutschen Vokalphonemen - für die bulgarischen Vokalphoneme nicht charakte­ristisch. Für die phonetisch-phonologische Integration der deutschen Lehnwörter im Bulgarischen bedeutet das, dass die labialisierten deutschen Vordervokale keine Entsprechungen im bulgarischen Vokalsystem haben und es daher zu einer Delabialisierung oder zu einer Substitution durch den bulgarischen Glide-Laut + Vokal /o/ bzw. /u/ kommt. Nach Konsonant erfolgt eine Substitution durch bg. /o, u/, wobei der vorhergehende Konsonant palatalisiert wird.

Eine wichtige Besonderheit des bulgarischen Vokalismus ist die Realisierung und die Funktion der Vokalphoneme abhängig vom Wortakzent, weshalb es in unbe­tonten Stellungen zu qualitativen Veränderungen der bulgarischen Vokale kommt. Diese Besonderheit betrifft auch die Lehnwörter, so dass Vokale in unbetonten Positionen reduziert werden können, was besonders bei mündlich übernommenen und dialektal geprägten Lehnwörtern deutlich wird.

Das Konsonantenmerkmal stimmhaft/stimmlos wird im Deutschen wie im Bulga­rischen im absoluten Auslaut neutralisiert, beide Sprachen kennen die sog. Aus­lautverhärtung. Dabei sind im Bulgarischen unterschiedliche graphische Angaben für die auslautenden Konsonantenphoneme möglich. Im Inlaut können stimmhafte bulgarische Konsonanten die vorhergehenden so weit beeinflussen, dass diese als stimmhaft pausiert werden, Diese Besonderheit betrifft auch die Lehnwörter. Es ist jedoch zu bemerken, dass nicht bei allen deutschen Lehnwörtern diese Art von Substitution eindeutig zu bestimmen ist, besonders dann nicht, wenn im Inlaut für das Bulgarische ungewöhnliche mehrgliedrige Konsonantenverbindungen auf­treten.

Die für das Bulgarische charakteristischen palatalisierten Konsonantenphoneme sind auch in Lehnwörtern aus dem Deutschen zu belegen- so sind die Konsonan­tenphoneme bg. /k, g, x/ vor den vorderen Vokale /i, e/ leicht palatalisiert, vor den hinteren Vokalen können im Bulgarischen palatalisierte Konsonanten auftre­ten. Letzteres betrifft auch die Konsonantensubstitutionen vor den deutschen labialisierten Vordervokalen.

Doppelkonsonanten sind im Bulgarischen lediglich an der Morphemgrenze möglich. Die deutschen Doppelkonsonanten werden im Bulgarischen graphisch vereinfacht wiedergegeben.

Auf Grund artikulatorischer und distributioneller Unterschiede zwischen den ent­sprechenden deutschen und bulgarischen Konsonantenphonemen sowie wegen feh­lender Entsprechungen im bulgarischen Konsonantensystem kommt es vor allem bei der Substitution von dt. [j], [x], [n], [l] usw. im Bulgarischen zu deutlichen Abweichungen von der deutschen Ausgangsform.

Bestimmte Konsonantensubstitutionen bei den deutschen Lehnwörtern im Bulgari­schen können von der Graphik im Deutschen beeinflusst worden sein bzw. durch die Analogie zu heimischen Wörtern oder durch Volksetymologie erklärt werden.

Vor allem in der saloppen Umgangssprache kann es zu Konsorantenassimilationen bzw. zu metathesen oder Schwund von Konsonanten kommen. Das gilt besonders für drei- und viergliedrige Konsonantenverbindungen im In- and Auslaut, die im Bulgarischen in heimischen Wörtern recht selten sind.

Konsonantensubstitutionen können die Folge morphologischer Veränderungen sein, die entweder in der Vermittlersprache (bei indirekt übernommenen Lehnwör­tern) belegt oder auf bulgarischem Sprachboden entstanden sind.

Die Vermittlerfunktion des Russischen, Serbischen, Kroatischen, Tschechischen, Polnischen, Rumänischen und Französischen wird an bestimmten lautlichen Merk­malen der deutschen Lehnwörter im Bulgarischen sichtbar, Von Bedeutung ist die Vermittlerrolle des Bairisch-Österreichischen, über das Lehnwörter aus dem Hochdeutschen ins Bulgarische gelangen. Nicht selten wer­den aus dem Bairisch-Österreichischen selbst Lehnwörter übernommen. Lautliche Besonderheiten des Bairisch-Österreichischen spiegeln sich in der Lautgestalt der entsprechenden Lehnwörter im Bulgarischen wider.

Durch die unterschiedlichen Wege der Übernahme der deutschen Lehnwörter (direkt/indirekt, mündlich/schriftlich) sind phonetische und graphische Dubletten möglich. Gleichzeitig kann es zu damit verbundenen morphologischen und semantischen Differenzen zwischen den einzelnen Lehnwörtern kommen.

 

dt. Band

bg. arch. áàíä [bant] m. 'Kordel, Litze, Band' < dt. Band

bg. lit. áàíò [bant] m. 'Ordensband; längliches Zierband aus teurem Stoff; (arch.) Krawattenknoten'  /dt. Band über r. áàíò

bg. ïàíòà [panta]  f. 'Metallscharnier an Fenstern und Türen, Türband'

( dt, Band, bair.-österr. Band, Pand über s. pant(a), kr. pant(a), rum. pántá

 

dt. Fräulein

bg. umg. selt. ôðîéëàéí f. 'unverheiratetes Mädchen'/ dt. Fräulein

 bg. lit. arch. ôðåéëèíà f. [bant] 'adelige junge Dame als Hofdame der Königin, Fürstin u. a. / dt. Fräulein über p. frejlina  und r. ôðåéëèíà   

 

Transliterierte Formen innerhalb der Lehnwörter betreffen hauptsächlich ältere und nicht mehr gebräuchliche Lehnwörter bzw. treten in früheren Sprachperioden auf.

Die außergewöhnlichen lautlichen Substitutionen bei der phonetisch-phonologischen Integration der deutschen Lehnwörter im Bulgarischen betreffen vor allem ältere, mündlich oder indirekt übernommene deutsche Lehnwörter.

 

5.2. Die Morphologie der deutschen Lehnwörter im Bulgarischen

 

Der Auslaut der ins Bulgarische übernommenen deutschen Lehnwörter (Substan­tive und Adjektive) kann im Vergleich rar deutschen Ausgangsform unverändert bleiben oder bestimmte Modifikationen aufweisen. Dabei handelt es sich um das Hinzufügen bulgarischer Suffixe direkt an den Auslaut der Lehnwörter, um Suf­fixsubstitutionen oder um lautliche Modifikationen des deutschen Auslauts in Analogie zu bestimmten bulgarischen Suffixen und Auslauten.

Bezüglich der Auslautbesonderheiten der Substantive unter den exzerpierten deut­schen Lehnwörtern wurde festgestellt, dass Lehnwörter, die auf deutsche Maskulina und Neutra zurückgehen, weniger Auslautveränderungen aufweisen, als jene Lehn­wörter, die auf deutsche Feminina zurückgehen.

 

Auslautveränderungen

 

Lehnwörter, die auf deutsche Maskulina zurückgehen    nein 87,8  %         ja 12,2 %

Lehnwörter, die auf deutsche Feminina zurückgehen      nein 28,1 %          ja 71,9 %

Lehnwörter, die auf deutsche Neutra zurückgehen          nein 82,6 %          ja 17,4 %

 

Inwieweit im Prozess der Übernahme von Lehnwörtern das Bestieben besteht, das ursprüngliche Genus der fremdsprachlichen Substantive auch in der aufnehmenden Sprache beizubehalten, kann mit Sicherheit nur für die Lehnwörter bejaht werden, bei denen das natürliche Geschlecht bei der Genuszuweisung mit bestimmend ist. Auf jeden Fall beeinflussen strukturelle Besonderheiten der aufnehmenden Sprache wie die Silbenstruktur und -distribution sowie bestimmte verbindliche Phonem­kombinationen im Auslaut die bei den Lehnwörtern auftretenden Auslautmodifikationen.

Die Genuszuweisung der Substantive unter den deutschen Lehnwörtern erfolgt im Bulgarischen von allem nach formalen Kriterien, d.h. nach der Art des Auslauts, wobei in bestimmten Fällen das natürliche Geschlecht, die Genuszuweisung beeinflussen kann.

 

Genus im Deutschen

Genus im Bulgarischen

Maskulinum

91,5 % Maskulinum

7,1 % Femininum

1,4 % Neutrum

Femininum

47,3 % Maskulinum

47 % Femininum

5,7 % Neutrum

Neutrum

3,8 % Maskulinum

85,3 % Femininum

10,9 % Neutrum

 

Im Prozess der Übernahme von Lehnwörtern können innerhalb der Gruppe der Sub­stantive Lehnwortpaare entstehen, die auf ein und dieselbe deutsche Vorlage zu­rückgehen, jedoch formale Unterschiede aufweisen, die sich in der unterschiedlichen Genuszuweisung widerspiegeln. Diese Lehnwörter können in einigen Fällen als Sy­nonyme auftreten, in andere wiederum beträchtliche semantische und stilistische Unterschiede aufweisen.

Die Pluralbildung der Substantive unter den deutschen Lehnwörtern folgt grund­sätzlich den für heimische Substantive geltenden Regeln. Bezüglich der Gruppen der Singularia und Piuralia tantum sind einige Abweichungen im Vergleich zu den deutschen Ausgangsformen festzustellen: a) deutsche Singularia tantum können im Bulgarischen Pluralformen bilden und sogar als Piuralia tantum auftreten, b) einige Lehnwörter gehen auf deutsche Pluralformen zurück, werden im Bulga­rischen jedoch als Singularformen aufgefasst und entwickeln zusätzliche Pluralformen.

Eine besondere Gruppe bilden die sog. Kurzwörter, die entweder als solche aus dem Deutschen übernommen werden oder auf bulgarischem Sprachboden durch Kürzung der einen Konstituenten des Kompositums entstehen. Das Kurzwort über­nimmt dann die Semantik des gesamten Kompositums (Metonymie).

Die Verben innerhalb des exzerpierten Wortmaterials werden durch entsprechende Verbalsuffixe an die bulgarischen Verben angeglichen. Sie entwickeln im Bulga­rischen zwar die Kategorie Aspekt, ohne sie jedoch immer morphologisch zu kenn­zeichnen. Das gilt vor allem für die Verben auf -èðàì. Die Semantik klärt sich in diesem Fall durch den Kontext. Auch bei den Verben innerhalb der deutschen Lehnwörter ist die Entstehung von Dubletten möglich.

Die Adjektive unter den deutschen Lehnwörtern im exzerpierten Wortmaterial erhalten in der Regel bulgarische Adjektivsuffixe und entwickeln die Kategorien Genus und Numerus. Daneben existiert die Gruppe der sog. Indeklinabilia, die diese Kategorien nicht aufweisen- Recht selten ist der Übergangstyp von Adjek­tiven, der im Auslaut wie die Indeklinabilia kein bulgarisches Adjektivsuffix auf­weist, jedoch ein eigenes Paradigma entwickelt.

Bis auf einige wenige Ausnahmen erfolgt bei der Rezeption der deutschen Lehn­wörter im Bulgarischen keine andere Wortartzuweisung.

 

5.3. Das Wortbildungsverhalten der deutschen Lehnwörter im Bulgarischen

 

Das Wortbildungsverhalten der deutschen Lehnwörter im Bulgarischen wurde an­hand der in den herangezogenen Wörterbüchern belegten Neubildungen unter­sucht, die auf bulgarischem Sprachboden mit Hilfe heimische) Wortbildungsmittel aus den Lehnwörtern gebildet wurden. Dabei wurde festgestellt, dass aus etwa einem Drittel der exzerpierten Lehnwörter (386) zum Teil recht- zahlreiche Neubil­dungen zu belegen sind. Die Zahl der Lehnwörter, aus denen im Bulgarischen Neu­bildungen entstanden sind, dürfte jedoch höher liegen, da he1 weitem nicht alle Neubildungen Aufnahme in die Wörterbücher finden.

Am produktivsten unter den exzerpierten Lehnwörtern ist die Gruppe der Substan­tive, die sich durch vielfältige Wortbildungsmöglichkeiten auszeichnet - aus den Substantiven unter den deutschen Lehnwörtern können andere Substantive, Adjektive und Verben entstehen. Einige Substantive wie bg. áóíò, âàêñà, âàëö, âèíò, êóðîðò, ëàãåð, ìàðêà, öåë  weisen dabei besonders zahlreiche Neubildungen auf.

Recht produktiv sind im Bulgarischen Wortbildungsmorpheme wie bg. áëèö, die als Konstituenten in vielen neu gebildeten Komposita zu belegen sind. Auch Wort­bildungsmodelle wie ëàãåð-øêîëà werden im Bulgarischen u. a. durch die aus dem Deutschen übernommenen Komposita dieses Typs produktiv.

Aus den Verben im exzerpierten Wortmaterial werden im Bulgarischen deverbative Substantive, andere Verben, Substantive und Adjektive gebildet.

Eingeschränkt sind die Wortbildungsmöglichkeiten der Adjektive unter den deut­schen Lehnwörtern im exzerpierten Wortmaterial. Die Bildung von abstrakten Substantiven, von negierenden sowie von zusammengesetzten Adjektiven ist hier jedoch möglich.

Die aus deutschen Lehnwörtern auf bulgarischem Sprachboden entstandenen Neu­bildungen werden nicht als Lehnwörter betrachtet. Sie geben jedoch Aufschluss über die Integration der deutschen Lehnwörter im System der bulgarischen Sprache.

 

5.4. Die Integration der deutschen Lehnwörter in der bulgarischen Sprache

 

Nicht-Integration bezüglich der lautlichen Gestalt der deutschen Lehnwörter ist äußerst selten und betrifft nur den privaten Sprachgebrauch. Eine lautliche Inte­gration erfolgt immer, wobei unterschiedliche Integrationsstufen möglich sind, vgl. Lehnwörter wie bg. áàëâàèöà, áëàéâàéñ, ïëàâåö, ïëàéâàñ  < dt., obdt. Bleiweiß oder bg. ôàñóíã, ôàñóíãà,ôàñîíêà < dt. Fassung. Durch die unterschiedlichen Wege der Übernahme von Lehnwörtern ist die Entstehung von Dubletten möglich.

Bezüglich der graphischen Gestalt der deutschen Lehnwörter kommt es immer zu einer Integration, da die deutsche und die bulgarische Sprache sich unterschied­licher Alphabete bedienen. Auch hier sind verschiedene Integrationsstufen mög­lich, die auf die unterschiedlichen Wege der Übernahme zurückzuführen sind. Trans literierte Formen sind lediglich für ältere Lehnwörter oder Sprachperioden typisch.

Im Bereich der Morphologie entwickelt die Mehrheit der exzerpierten Lehnwörter die entsprechenden Kategorien. Die Entstehung von morphologischen Dubletten ist hier jedoch möglich. Bei den Adjektiven existiert die Gruppe der sog, Indeklinabilia, die im Auslaut keine Anpassung an die bulgarischen Adjektive erfahren und auch kein eigenes Paradigma entwickeln. Bei den Verben zeigt sich die Integration an den Auslautmodifikationen und an der Entwicklung der entsprechenden Verbalkategorien, u. a. auch der Kategorie Aspekt, auch wenn sie morphologisch nicht immer gekennzeichnet wird.

Von etwa einem Drittel der exzerpierten deutschen Lehnwörter sind im Bulgarischen zum Teil recht zahlreiche Neubildungen belegt. Für diese Lehnwörter, bedeutet das einen wichtigen Integrationsschritt. Die hier angeführte Zahl ist jedoch lediglich als Richtwert anzusehen, da bei weitem nicht alle möglichen Neubildungen in den Wörter­büchern verzeichnet sind.

Der Integrationsprozess der deutschen Lehnwörter im System der bulgarischen Sprache kann nicht als endgültig abgeschlossen betrachtet werden. Untersuchungen der Semantik, Stilistik, Gebrauchsfrequenz sowie die Berücksichtigung soziolinguistischer Aspekte können das Bild der deutschen Lehnwörter im Gesamtsystem der bulgarischen Literatursprache vervollständigen.

 

6. Die letzte Orthographiereform des Deutschen

6.1. Allgemeine Darstellung der wichtigsten Änderungen

Die wichtigsten Änderungen gelten bei ß, das nach kurzem Vokal durch ss ersetzt wird (Fass statt Faß). Die Schreibung vieler Fremdwörter wird vereinfacht, unter anderem wird th, ph, rh durch t, p, r ersetzt (Geografie statt Geographie, Katarr statt Katharr). Auch bei der Zusammen- und Getrenntschreibung (kennen lernen statt kennenlernen), Groß- und Kleinschreibung (im Dunkeln tappen statt im dunkeln tappen) sowie bei den Trennungsregeln (st darf getrennt werden) gibt es Änderungen. Die Zeichensetzung (v.a. Kommaregeln) wurde vereinfacht.

 

6.2. Geschichte und Besonderheiten der Reform

 

Alle Versuche, die orthographischen Normen überschaubarer und leich­ter handhabbar zu machen, führten in den zurückliegenden Jahrzehnten zu keinem Erfolg. Erst auf der Wiener Orthographiekonferenz vom 22. bis zum 24. November 1994 konnten sich nach jahrelangen wissenschaftli­chen Vorarbeiten Fachleute und Vertreter der zuständigen staatlichen Stel­len aus allen deutschsprachigen Ländern über die Neuregelung der deut­schen Rechtschreibung verständigen.

Diese Fassung für die amtliche Regelung hat jetzt in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz den Weg durch die politischen Entschei­dungsinstanzen genommen und wurde als Dokument am 1.7.1996 in Wien von den genannten Vertretern verabschiedet.

Auch sollen alte und neue Regelungen noch bis zum 31.07. 2005 parallel gelten.

Bei der Neuregelung handelt es sich um eine "kleine gemäßigte Reform", man könnte sie auch als eine "aktualisierende Pflege der Rechtschreibung" bezeichnen, die eine Reihe von Vereinfachungen und Verbesserungen vor­nimmt, ohne das vertraute Schriftbild wesentlich zu verändern. Die Neu­regelung nimmt Rücksicht darauf, dass viele Menschen in den bisherigen Schriftbildern die Sprache selbst bewahrt sehen und bei stärkeren Eingrif­fen befürchten, dass es zu einem Bruch in der Schreibtradition kommt und die Sprache Schaden nimmt. Die deutsche Rechtschreibung hat sich über Jahrhunderte hinweg ent­wickelt, aber nicht einem systematischen Konzept folgend. Diese Einheit­lichkeit, die heute weitgehend durch den Duden und das Österreichische Wörterbuch gesichert wird, ist 1901 über Kompromisse unter konkurrie­renden Regelungen und Schreibvarianten zustande gekommen - oft auf Kosten von Systematik und Einfachheit. Und manches, was an Entschei­dungen in der Zeit danach (vor allem durch Einzelfallregelungen) hinzu­gekommen ist, hat die Erlernbarkeit der Rechtschreibung eher erschwert als erleichtert.

Die jetzt vorgelegte Neuregelung wurde in den 70er Jahren durch Ar­beitskreise in Berlin / Rostock und in Mannheim vorbereitet.

Die wichtigsten Ergebnisse der ersten Konferenz von 1986 fasst die Ab­schlusserklärung folgendermaßen zusammen:

Grundsätzliches Einvernehmen wurde darüber erzielt, die auf der Or­thographischen Konferenz von 1901 in Berlin erreichte einheitliche Re­gelung der deutschen Rechtschreibung den heutigen Erfordernissen an­zupassen. Es geht darum, die in vielen Teilbereichen der Rechtschreibung im Laufe der Zeit kompliziert gewordenen Regeln zu vereinfachen. Ange­sichts der Vielschichtigkeit des Gesamtbereichs wurde vereinbart, in einem ersten Schritt die Bereiche Worttrennung, Zeichensetzung, Getrenntschrei­bung und Zusammenschreibung sowie die Laut-Buchstaben-Beziehungen einschließlich der Fremdwortschreibung zu behandeln.

Erst in einem zweiten Schritt sollte die umstrittene Groß- und Klein­schreibung in Angriff genommen werden.

 

Die Schreibung der deutschen Sprache ist (vor dem Hintergrund allge­meinerer Prinzipien) im Wesentlichen auf 6 Ebenen festgelegt:

1. Laut-Buchstaben-Zuordnung

2. Groß- und Kleinschreibung

3. Getrennt- und Zu­sammenschreibung

4. Schreibung mit Bindestrich

5. Zeichensetzung

6. Worttrennung am Zeilenende

 

6.2.1.  Laute und Buchstaben

 

Grundregel: Im Bereich Laute und Buchstaben geht es um das Problem der Beziehung zwischen Lauten und Buchstaben, um das Lautprinzip der Schreibung. Im Idealfall entspricht dabei einem Laut oder einer Lautver­bindung genau ein Buchstabe oder eine Buchstabenverbindung.

Dieses Prinzip ist im Deutschen nicht voll durchgehalten. So kann — wie Sie gelernt haben — auf der einen Seite ein und derselbe Laut durch verschiedene Buchstaben oder Buchstaben Verbindungen wiedergegeben werden, zum Beispiel der lang gesprochene Laut a durch den einfachen Buchstaben a oder durch die Buchstabenverbindungen aa und ah (Tal, Saal, Zahl). Auf der anderen Seite werden verschiedene Laute durch denselben Buchstaben bezeichnet, vgl. zum Beispiel die unterschiedlichen Laute, die der Buchstabe s in springen und Wespe signalisiert. Das hängt damit zu­sammen, dass die deutsche Schreibung sich historisch entwickelt hat und nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt von oben her systematisch geregelt worden ist.

 

6.2.2. Zusammentreffen dreier gleicher Buchstaben

 

Wenn in Zusammensetzungen drei gleiche Buchstaben zusammentref­fen, bleiben immer alle erhalten. Diese Regelung galt schon bisher, wenn drei gleichen Konsonantenbuchstaben ein weiterer Konsonantenbuchsta­be folgte:

Schifffracht (aus: Schiff+Frachf), fetttriefend (aus: Fett+triefend), außerdem allgemein in der Worttrennung am Zeilenende.

In Zukunft werden nun auch dann alle drei Buchstaben geschrieben, wenn ein Vokalbuchstabe folgt: Schifffahrt (aus: Schiff+Fabrt), Schritttempo (aus: Schritt+Tempo), ivetttumen (aus: Wette+turnen).

Entsprechendes gilt nun grundsätzlich auch, wenn drei Vokalbuchsta­ben zusammentreffen, zum Beispiel in Seeelefant. Zur Erleichterung des Lesens kann man freier als bisher den Bindestrich setzen: Sauerstoffflasche oder Sauerstoff-Flasche, Seeelefant oder See-Elefant.

Diese Regelung wird selbstverständlich auch auf Zusammensetzungen mit Wörtern angewendet, die neu statt auf ß auf Doppel-S  enden. Flussstrecke (aus: Fluss+Strecke), Flusssenke (aus: Fluss+ Senke).

 

6.2.3. Zur s-Schreibung

 

In Zukunft soll ß nur noch nach langem Vokal und nach Doppellaut stehen. Man schreibt also weiterhin: das Maß — des Maßes; außen; gie­ßen ergießt.

Nach kurzem Vokal soll hingegen nur noch Doppel-s stehen (bisher stand hier je nach dem folgenden Buchstaben teils ss, teils ß).

Man schreibt neu: der Fluss, die Flüsse, verpasst, passend, wässrig, wässerig...

 

6.2.4. Umlautschreibung

 

In einigen Einzelwörtern wird entsprechend dem Stammprinzip und in Anlehnung an andere Wörter derselben Wortfamilie neu ä statt e ge­schrieben: behände (wegen: Hand); belämmert (heu­te zu: Lamm); Quäntchen (heute zu: Quantum); schnäuzen (heute zu: Schnäuzchen, Schnauze); Stängel (wegen: Stange); Gämse (wegen: Garns); überschwänglich (wegen: Überschwang); verbläuen (heute zu: blau)

 

6.2.5. Fremdwörter

 

Bei der Fremdwortschreibung handelt es sich im wesentlichen um ein Spezialgebiet innerhalb der Laut-Buchstaben-Beziehungen.

Grundsätzlich geht es hier um Folgendes: Wenn ein Wort (oder ein Wortstamm) aus einer anderen Sprache ins Deutsche übernommen wird, erscheint es normalerweise zunächst in der fremden Schreibung (zum Bei­spiel Photographie). In dem Maße, in dem der Eindruck der Fremdheit schwindet, neigt die Schreibgemeinschaft dazu, das fremde Wort wie ein einheimisches zu behandeln und entsprechend zu schreiben (zum Beispiel Fotografie). So entstehen durch den Wandel im Schreibgebrauch für die Schreibung bestimmter Wörter und Wortgruppen Varianten (Photographie neben Fotografie).

Im weiteren Verlauf kann das dazu führen, dass nur noch die einge­deutschte Form üblich ist (Kulisse). Andere Wörter wiederum — vorwie­gend Entlehnungen aus dem Griechischen — werden von diesem Wandel nicht erfasst (zum Beispiel Philosophie, Theater, Rhetorik).

Diesen Umständen will die Neureglung mit zwei eng miteinander zu­sammenhängenden Grundsätzen gerecht werden:

1. Die Anpassung an die deutsche Schreibung wird in Bereichen, wo sie bereits angebahnt ist, vorsichtig gefördert.

2. Diese Förderung wird im Sinne einer "gezielten Variantenführung" vorgenommen.

Dabei geht es um die Schreibung folgender Buchstabenverbindungen:

- ph, th, rh — f, t, r

-...e'...e'e —...ee

-...ies —...ys

-...tial,… tiell —.. .zial,.. .ziell

 

Entsprechend können in einigen häufig gebrauchten Wörtern die Buch­stabenverbindungen rh (nur am Wortende), th, gh durch r,t,g ersetzt wer­den. Die bisherige Schreibung bleibt bestehen und gilt als Hauptvariante. Beispiele (bisherige Schreibung in Klammern): Katarr (Katarrh), Tunfisch (Thunfisch), Panter (Panther), Jogurt (Joghurt).

 

Bei Wörtern aus dem Englischen, die auf.. .y enden, wird das Mehrzahl-s in der Regel nach deutschem Muster angehängt: die Lobbys (nicht: die Lobbies), die Babys (nicht: die Babies)

 

Wenn es verwandte Wörter auf -z im Auslaut gibt, soll auch die z-Schreibung erlaubt sein und sogar als Hauptvariante gelten.

Die bisherige Schreibung ist aber (als Nebenvariante) weiterhin zuläs­sig. Beispiele: Potenzial, potenziell (wegen: Potenz; daneben weiterhin: Po­tential, potentiell), substanziell (wegen: Substanz; daneben weiterhin: sub­stantiell).

Daneben werden auch einige wenige Einzelfälle neu festgelegt. So wird zum Beispiel zukünftig auch die Schreibung Portmonee (als Va­riante neben bisherigem: Portemonnaie) möglich sein.

Wichtig ist bei all dem: Die Neuregelung (im Sinne einer gezielten Vari­antenführung) will mehr Fremdwörter als bisher in das Deutsche integrie­ren und damit das Schreiben ein wenig erleichtern.

 

6.2.6. Groß- und Kleinschreibung

 

Probleme der Groß- und Kleinschreibung haben in der Diskussion um eine Neuregelung der deutschen Rechtschreibung bekanntlich immer wie­der eine besondere Rolle gespielt.

Die Großschreibung gilt heute im Deutschen in vier Bereichen, die zum Teil sehr umstritten sind:

    am Satzanfang

    bei der höflichen Anrede

    bei Eigennamen

    bei Substantiven und Substantivierungen

 

Wenn auf einen Doppelpunkt eine direkte Rede folgt, schreibt man wie bisher nur groß:

Zufrieden sagte sie: "Alles wächst und gedeiht!"

 

Bei Pronomen, die für Personen stehen, welche man duzt (= 2. Person Einzahl und Mehrzahl), musste man bisher unterscheiden: In Briefen und briefähnlichen Texten schrieb man groß, sonst klein. Damit war eine er­hebliche Unsicherheitszone geschaffen. Gehören beispielsweise Anweisun­gen in Schulbüchern zu den briefähnlichen Texten oder nicht?

Neu schreibt man daher nur noch klein:

Lieber Matthias, herzlichen Dank für dein Foto, auf dem du

und deine Schwester mit euren Freunden am Stand abgebildet seid.

Groß bleibt die höfliche Anrede

Sehr geehrte Frau Dr. Hase-Lüdenscheid, wie Sie gehört haben,...

 

6.2.7. Die Großschreibung der Eigennamen

 

Im Bereich der Eigennamen bleibt es bei der grundsätzlichen Groß­schreibung.

Problematisch sind hier drei Fälle:

    mehrteilige Eigennamen mit Adjektiven

    mehrteilige feste Begriffe mit Adjektiven

    von Eigennamen abgeleitete Adjektive

Einfache Eigennamen sind — grammatisch gesehen — Substantive; die Eigennamengroßschreibung wird hier also immer zugleich auch von der Großschreibung der Substantive abgedeckt.

 

Mehrteilige Eigennamen hingegen können auch Wörter anderer Wort­arten — hauptsächlich Adjektive — enthalten, die ebenfalls der Eigenna­mengroßschreibung unterliegen, zum Beispiel:

der Schiefe Turm von Pisa, der Nahe Osten, die Schweizerischen Bundes­bahnen

 

Bei Fügungen mit Adjektiven ist es daher wichtig zu wissen, was über­haupt als Eigenname anzusehen ist. Da es keine befriedigende allgemeine Definition des Eigennamens gibt, kann man als Ergänzung zur eigentlichen Regel nur die hauptsächlichen Typen von Eigennamen in einer geordne­ten Liste aufführen.

 

Oft mit den Eigennamen vermengt (und dann der Großschreibung un­terworfen) wurden in der Vergangenheit feste Begriffe aus Adjektiv und Substantiv. Feste Begriffe sind keine Eigennamen im strengen Sinn, sie be­zeichnen vielmehr Klassen von Dingen, Personen oder auch Handlungen. Im Lauf der Zeit ist hier ein gewisses Durcheinander entstanden. So fan­den sich in der alten Schreibung nebeneinander:

die schwarze Liste und das Schwarze Brett; die schwarze Messe und die Schwarze Magie, der erste Spatenstich und die Erste Hilfe.

Hier wird zukünftig grundsätzlich der Kleinschreibung der Vorzug ge­geben.

Großschreibung gilt nur noch in vier Bereichen, in denen schon bisher praktisch durchgängig Großschreibung gegolten hat:

    Titel wie Königliche Hoheit, Erster Bürgermeister

   Arten, Unterarten oder Rassen in der Biologie wie Rauhaarige Alpenrose, Roter Milan

    besondere Kalendertage wie Heiliger Abend

    historische Ereignisse wie der Westfälische Frieden

 

6.2.8.  Getrennt- und Zusammenschreibung

 

Die Getrennt- und Zusammenschreibung der Wörter ist in der Geschich­te der deutschen Rechtschreibregelung nie amtlich festgelegt worden. Da­mit war der Zugang zu Unsicherheiten geöffnet oder es traten solche Schwierigkeiten auf, dass die Regeln völlig außer Acht gelassen wurden.

 

Die Neuregelung stellt hier zwei Prinzipien in den Vordergrund. Zum ei­nen wird in Zukunft darauf verzichtet, Bedeutungsunterschiede wie die oben gezeigten durch unterschiedliche Schreibung anzuzeigen, wenn sie nicht zusätzlich durch weitere Merkmale wie z.B. Erweiterbarkeit unterstützt wird.

Normalerweise ergeben sich dadurch bei einem Text ja keine Verstehensprobleme, vgl. neu einheitlich mit Getrenntschreibung:

Sie ist trotz der verschneiten Straßen gut vorwärts gekommen. Sie ist in der Ausbildung gut vorwärts gekommen.

Zum andern wird, wie im genannten Beispiel, wenn immer möglich, der Getrenntschreibung der Vorzug gegeben, da auf diese Weise die einzelnen Bestandteile eines Textstückes grafisch deutlicher kenntlich gemacht wer­den, was das Lesen erheblich erleichtert. Man hat sich dabei unter ande­rem an die folgenden Grundsätze gehalten

    Getrenntschreibung gilt als Normalfall

    Zusammenschreibung ist an formalgrammatische Kriterien gebunden

   Bei Fehlen von formalgrammatischen Kriterien kann die Zusam­menschreibung auch über Listen geregelt werden

 

Grundsatz 1: Getrenntschreibung gilt als Normalfall, ausdrücklich ge­regelt werden muss nur die Zusammenschreibung.

So braucht es keine besonderen Kegel für Verbindungen mit Verben und Adjektiven, bei denen der erste Bestandteil erweitert ist. Hier wird — wie bisher — automatisch getrennt geschrieben, da von den im Regelwerk ge­nannten Kriterien für Zusammenschreibung keines zutrifft:

in die Irreführen, viele Jahre alt.

Hingegen muss die Zusammenschreibung der entsprechenden nicht erweiterten Fügungen aus dem Regelwerk abgeleitet werden können: irre­führen,  jahrealt

 

Grundsatz 2: Als Kriterien für Zusammenschreibung werden möglichst formalgrammatische Eigenschaften gewählt, die mit Hilfe von Proben überprüft werden können, zum Beispiel fehlende Erweiterbarkeit oder feh­lende Steigerungsmöglichkeit.

Dies gilt zum Beispiel fürfestlegen, hochrechnen und wahrsagen, die (wie bisher) zusammengeschrieben werden. Da sich für Verbindungen aus Verb (Infinitiv) und Verb keine solchen Kriterien anführen lassen, werden sie nur noch getrennt geschrieben:

kennen lernen, Spazierengehen, bestehen bleiben, sitzen bleiben (in al­len Bedeutungen).

 

Grundsatz 3: Wenn trotz Fehlens eindeutiger Kriterien zusammenge­schrieben werden soll, besteht die Möglichkeit, die einschlägigen Fälle mit Zusammenschreibung in geschlossenen Listen aufzuzählen. Diese Lösung ist für diejenigen Adverbien gewählt worden, die (weiterhin) mit Verben zusammengeschrieben werden sollen, zum Beispiel ab, auf aus, heraus, voraus:

absuchen, aufstellen, austeilen, herauskommen, voraussehen.

 

Alle Adverbien, die nicht in der Liste genannt sind, schreibt man ge­trennt:

abhanden kommen, auseinander bringen, Überhand nehmen, vorwärts kommen (in allen Bedeutungen)

 

Bei einem Waldspaiergang kann schon mal leicht etwas abhanden kom­men, oft sollte man nicht das ganze Gebiet absuchen, sondern....

Entsprechendes gilt für Verbindungen aus (ursprünglichem) Substan­tiv und Verb. Zusammenschreibung soll hier nur noch für einige wenige Fälle gelten, zum Beispiel:

irreführen, standhalten, stattfinden, teilnehmen, urunternehmen.

In allen übrigen Fällen wird getrennt geschrieben. Dies galt schon bis­her für Verbindungen wie: Schritt halten, Fußfassen, Posten stehen, Schlan­ge stehen, Maschine schreiben, Klavier spielen, Auto fahren, Gefahr laufen.

Getrenntschreibung wird neu auch vorgesehen für Verbindungen wie: Maß halten, Kopf stehen, Radfahren, Not tun, Eis laufen.

 

6.2.9. Schreibung mit Bindestrich

 

In den Zusammenhang der Getrennt- und Zusammenschreibung gehört auch die Möglichkeit der Schreibung mit dem Bindestrich. Hier kann man zwei Teilbereiche voneinander unterscheiden: Im einen ist der Bindestrich obligatorisch, im anderen ein fakultatives stilistisches Mittel.

Es gibt einerseits Fälle wie zum Beispiel O-Beine, x-beliebig, UKW-Sen­der, in denen der Bindestrich zur Verdeutlichung der recht unterschiedli­chen Bestandteile gesetzt werden muss. Die Neuregelung sieht in diesem Bereich nur eine Änderung vor:

In Ziffern (Zahlzeichen) geschriebene Zahlen sollen bei allen Zusam­mensetzungen vom Rest des Wortes abgesetzt werden:

375-seitig,99-prozentig, 37-jährig, der 37-fährige (bisher: 375seitig usw., aber die 8-Kilogramm-Packung).

Suffixe werden weiterhin ohne Bindestrich angeschlossen: der 68er.

 

* Die Komma-Regeln betreffen:

 

    das Komma bei und

    das Komma bei Infinitiv- und Partizipgruppen

    Kombination von Komma und Anführungszeichen

In diesen Bereichen zielt die Neuregelung darauf ab, die bisherigen Re­geln zu vereinfachen und vor allem auch — wo sinnvoll — dem Schreiben­den etwas mehr Freiheit zu gewähren. Insgesamt greift jedoch die Neure­gelung sehr behutsam ein.

 

 

 

 

 

 

Literaturverzeichnis:

 

  1. DUDEN. Das Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache; Dudenverlag, Mannheim-Leipzig-Wien-Zürich 2001
  2. KLUGE. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache; W de G, Berlin-New York 1999
  3. Wörter und Wendungen. Wörterbuch zum deutschen Sprachgebrauch; VEB bibliographisches Institut, Leipzig 1965
  4. Ðå÷íèê íà ñúâðåìåííèÿ áúëãàðñêè êíèæîâåí åçèê, ò.1-3, Ñîôèÿ 1955-1959
  5. Bulgarisch – deutsches Wörterbuch, Atlantis Verlag, Sofia 2001
  6. Neues Grosses  Lexikon in Farbe; Buch und Zeit, Köln 2001
  7. Wahrig Grammatik der deutschen Sprache; Bertelsmann Lexikon Institut 2002
  8. Kleines Fremdwörterbuch; VEB bibliographisches Institut, Leipzig 1989
  9. Deutsche Lehnwörter in der bulgarischen Sprache , Elka Parveva – Kern; Europäische Hochschulschriften; Peter Lang GmbH, Frankfurt am Main 1999
  10. Einführung in die konfrontative Linguistik, Karl Gutschmidt, Uwe Carlo; VEB Verlag Leipzig 1983
  11. Die neue deutsche Rechtschreibung, Lutz Kuntzsch, Ãîòèêà, Ìîñêâà 1999
  12. Grundlagen und Techniken der Schreibkunst; Otto Schumann, Wiener Verlag, Wien 2000
  13. Multimedia – Enzyklopädie 2002
  14. Áúëãàðñêà åíöèêëîïåäèÿ – ìóëòèìåäèéíà, â. Òðóä, Ñîôèÿ 2002
  15. Ñëîâàðü ëèíãâèñòè÷åñêèõ òåðìèíîâ, Î.Ñ.Àõìàíîâà, Èçäàòåëüñòâî «Ñîâåòñêàÿ Ýíöèêëîïåäèÿ», Ìîñêâà, 1969
  16. Èñòîðèÿ íà íîâîáúëãàðñèÿ êíèæîâåí åçèê, Èçäàòåëñòâî íà ÁÀÍ, Ñîôèÿ 1989
  17. Ãðàìàòèêà íà áúëãàðñêèÿ êíèæîâåí åçèê, Ñòîÿí Ñòîÿíîâ, Íàóêà è èçêóñòâî, Ñîôèÿ 1977
  18. Åçèê è åçèêîçíàíèå, Ìîñêî Ìîñêîâ, Ñèåëà, Ñîôèÿ 2000
  19. Áúëãàðñêè òúëêîâåí ðå÷íèê, “Íàóêà è èçêóñòâî”, Ñîôèÿ 1976